Grillratgeber
Trotz Mülltrennung und diversen Strategien zur Abfallvermeidung bereitet die Recyclingbilanz der Bundesrepublik große Sorgen. Insbesondere der Plastikmüll. Zwischen 1991 und heute hat sich die Menge in Deutschland fast verdoppelt. Während es damals noch 1,6 Millionen Tonnen waren, sind es inzwischen 3,1 Millionen Tonnen. Mehr als 50 Prozent davon, werden nicht wiederverwendet, sondern verbrannt. Eine verheerende Entwicklung.
Da der meiste Kunststoffabfall von Verpackungen ausgeht, solltest Du an dieser Stelle anfangen. Wir haben Tipps arrangiert, die beim Grillen der Müllvermeidung dienen:
Das Umweltbundesamt stellt online einen kostenlosen Haushaltsratgeber zur Vermeidung von Abfällen bereit. Darin findest Du viele interessante Hinweise für mehr Nachhaltigkeit.
Auch bei der Zubereitung von Grillgut lässt sich der Müllberg eindämmen. Bestes Beispiel liefert Alufolie. Sie ist ungemein praktisch, das bestreiten wir nicht. Folienkartoffeln gelingen mit Alufolie kinderleicht, es muss nichts abgewaschen werden und billig ist das Verpackungsmaterial auch noch. Dass ihre Herstellung das Ökosystem massiv belastet, ahnen viele nicht. Zur Produktion braucht es Bauxit, ein Erz, das vorwiegend in China, Guinea, Jamaika, Australien, Brasilien und Indien aus dem Boden gewonnen wird. Dabei verschwinden viele Urwälder für immer von der Bildfläche. Ein Abfallprodukt der Verarbeitung ist der mit giftigen Substanzen (z. B. Schwermetalle) belastete Rotschlamm. Dessen Weiterverarbeitung ist nicht möglich. Der Schlamm wird häufig in Gewässer geleitet. Was das für die darin lebenden Organismen bedeutet, müssen wir sicher nicht ausführen. Der hohe Energieverbrauch verschlechtert die Ökobilanz von Aluminiumfolie zusätzlich. Zur Verdeutlichung: Eine Tonne Aluminium verursacht bis zu vier Tonnen Rotschlamm und verschlingt rund 15 Megawattstunden (MWh) Strom. Im Vergleich zur Herstellung von Weißblech entspricht das der zehnfachen Menge an Energie.
Ohne Alufolie willst Du nicht grillen? Dann greif zumindest zu einem Recycling Artikel, der aus recyceltem Aluminium gefertigt wird. Als Beispiel dient die If you care Alufolie aus 100 % Recycling-Material. Wer sich verschmutzter Folie entledigen will, macht das über den Restmüll. Hat sie ausschließlich zum Verpacken gedient und ist sauber, gehört sie in den Gelben Sack beziehungsweise die Gelbe Tonne. Letztere ist Verpackungsmaterialien vorbehalten.
Fertige Salate in Plastikschalen, Knoblauchbaguette zum Aufbacken in der Kunststoffverpackung, Lachs in der Aluschale, Kräuterbutter aus der Tube. Fertigprodukte sind komfortabel, umweltfreundlich grillen, geht aber anders. Wenn Du beim Einkauf Verpackungsmaterial sparst, Grillgut möglichst unverarbeitet kaufst und es dann frisch verarbeitest, bist Du auf einem guten Weg, um eine gesunde Ernährung ohne schlechtes Gewissen zu realisieren. Das Ergebnis wird Deine Gäste in jeglicher Hinsicht beeindrucken.
Nachhaltigkeit darf sich nicht auf die eigenen vier Wände beschränken. Wer auf öffentlichen Grillplätzen oder gar in der freien Wildbahn grillt, ist gleichermaßen aufgefordert Regeln einzuhalten. Wir haben einige zusammengefasst:
Gibt es keine Grillstelle vor Ort, wird gern zum billigen Einweggrill gegriffen. Hinsichtlich Klimaschutz nicht gerade die feine englische Art und angesichts der großen Auswahl hochwertiger Campinggrills völlig unnötig. In unserer Produktübersicht findest Du viele tolle Geräte, die sich perfekt für unterwegs eignen und wiederverwendbar sind. Die portablen Mehrweggrills sind leicht, komfortabel zu transportieren und begeistern mit Funktionalität. Teilweise gibt es faltbare Modelle und kompakte Varianten für den Gepäckträger des Drahtesels. Im Ratgeber haben wir auch Tipps für Sparfüchse veröffentlicht. Ist die Anschaffung finanziell nicht drin, könntet ihr als Gruppe zusammenlegen und einen Gemeinschaftsgrill kaufen. Wegwerfgrills sind übrigens in vielen Kommunen verboten. Nicht nur wegen dem Müll, sondern wegen der zahlreichen Brandstellen im Rasen von Parks. Ein guter Campinggrill garantiert den nötigen Abstand zum Untergrund.
Bitte entsorg Deinen Müll korrekt! Kein Abfalleimer in der Nähe? Dann einpacken und mit nach Hause nehmen! Leider werden viele Grillplätze regelrecht verunstaltet, weil Verpackungsmaterialien sorglos zurückgelassen werden. Das schadet nicht nur der Allgemeinheit, weil die ungepflegten Grillplätze im schlechtesten Fall abgeschafft werden, sondern auch der Umwelt. Unter anderem leiden Wildtiere, wie heimische Vogelarten und Nagetiere, weil sie Reste von Barbecue Saucen, Brot und mariniertem Fleisch fressen. Glasscherben und Glasflaschen können sogar Ursache für schwere Brände sein. Denk an den Brennglaseffekt, der im Ernstfall in kürzester Zeit verheerende Folgen haben kann! Pack einen Behälter ein, in dem ihr euren Müll transportieren könnt!
Auch beim Auswärtsgrillen ist Müllvermeidung die beste Nachhaltigkeitsstrategie. Pack das Grillgut in wiederverwendbare Behälter und vergiss Einweggeschirr! Unsere Wegwerfgesellschaft tut bereits genug für die Müllproduktion, da müssen wir beim Grillen nicht auch noch dazu beitragen. Willst Du nicht das schwere Geschirr aus Porzellan und Gläser mitschleppen, sollten es zumindest wiederverwendbare Teller, Besteck und Trinkbecher sein. Am besten spülmaschinentauglich! Der Handel präsentiert unter anderem Mehrweggeschirr aus Biokunststoff. Bambusfasern, Mais und Melamin ergeben lebensmittelechte, leichte und äußerst stabile Produkte. Aber auch rein pflanzliche Artikel aus Palmblättern, Zuckerrohr und sonstigen nachwachsenden Rohstoffen bringen alltagstaugliche Biogrillartikel hervor, die deutlich mehr Stil haben als Wegwerfprodukte.
Generell wird beim Grillen in der Öffentlichkeit oft die Grundregel formuliert, dass Grillplätze genauso verlassen werden sollten, wie sie vorgefunden wurden. Das klingt schön und gut, aber was, wenn der Treffpunkt bereits bei Deiner Ankunft wie ein Saustall ausschaut und reichlich Müll herumliegt? Leider ist immer wieder zu beobachten, dass ein verschmutzter Platz scheinbar zum Abladen von Abfall einlädt. Die nächsten Besucher werfen ihren Kram einfach dazu. Wir finden, dass jeder eine Vorbildfunktion einnehmen kann und sich nicht zu schade sein sollte, Hinterlassenschaften von anderen zu entsorgen. Natürlich ist das nicht fair und eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass jeder für seinen Unrat selbst verantwortlich ist. Aber wo kommen wir hin, wenn jeder auf dieser Annahme beharrt, sich aber nur jeder Zehnte daranhält? Viele fühlen sich eher motiviert nach ihrem Aufenthalt aufzuräumen, wenn der Platz sauber war. Das ist traurige Wahrheit. Pack deshalb mit an, wenn Du Umweltverschmutzung vorfindest und sensibilisier andere!
Ergänzende Tipps für eine gelungene Grillparty haben wir separat thematisiert. Im Beitrag findest Du Mengenangaben pro Kopf, die Dir den Einkauf erleichtern, Hinweise für praktische Extras und Ratschläge für den idealen Veranstaltungsort. Unsere Sammlung mit No-Gos hilft typischen Grillfehlern vorzubeugen!
Lies auch unsere weiteren Folgen zum Thema Nachhaltigkeit:
Nachhaltig grillen (1): Der Grill
Nachhaltig grillen (2): Die Kohle
Nachhaltig grillen (3): Das Fleisch
Nachhaltig grillen (4): Der Fisch
Nachhaltig grillen (5): Das Obst und Gemüse