„Wahrheiten sind simpel. Zum Beispiel diese: Wir mögen keine Massentierhaltung. Und mit dieser Meinung sind wir wohl nicht allein. Um etwas zu bewirken, reicht es aber nicht, „dagegen“ zu sein. Es braucht Entscheidungen, Ideen oder Alternativen.“
So beginnt das Wild Kitchen Project. Ein Zusammenschluss von Freunden, die das Grillen lieben und sich auf die Jagd nach dem Außergewöhnlichen machen. Außergewöhnlich ist das Fleisch, das bei ihnen auf den Grill, in den Smoker oder den Dutch Oven kommt. Es streift durch unsere Wälder, lebt in Herden oder Rotten und kennt keine Mast und keine Antibiotika.
Außergewöhnlich ist diese Jagd auch deshalb, weil man sich abseits bekannter Wege bewegt, weil man Fährten sucht, Spuren liest und Breschen schlägt, die längst verwachsen sind. „Back to the roots“ und „From nose to tail“ lauten die Jagdrufe. Was nicht heißt, dass man in Steinzeithöhlen einzieht. Aber um diesen fokussierten Blick auf das Tier, um den geht es den Machern des Wild Kitchen Projectes.
Vier Barbecue-Teams finden sich, verstehen sich und begeistern sich für die Idee des gemeinsamen Projektes. Zunächst entsteht die Webseite Wild-Kitchen-Project.de. Das ist im November 2015. Ein Jahr später erscheint das Buch. Irgendwo war zu lesen, es ist ein Kochbuch. Ja, es ist auch ein Kochbuch. Aber anders.
Da hier überwiegend outdoor und in der Natur gegrillt und gedopft wird, darf der Leser keine genauen Grammangaben in den Rezepten erwarten. Die geeichte Küchenwaage gehört nicht zur Ausrüstung in der Wilden Küche. Wenn da Rosmarin steht, dann nimmt man halt Rosmarin.
Dieses Buch ist jedoch viel mehr als ein Kochbuch. Es ist der Versuch einer Antwort auf die Frage, wie wir zukünftig leben wollen. Wie treten wir einer allzu oft problematischen Massentierhaltung entgegen? Was tun wir gegen das Verramschen von Fleisch? Gegen die immer schlechter werdende Fleischqualität? Was tun wir, wenn ein vegetarisches oder gar veganes Leben keine Alternative ist. Was tun, wenn man gerne Fleisch isst?
Immer öfter hört man, da gäbe es ein Umdenken bei den Verbrauchern. Regional ist das neue Bio. Oft genug ist beides jedoch nicht mehr als ein Aufkleber. „Nose to tail“ ist die notwendige Bedingung, wenn man neue, eigentlich alte Wege gehen will. Wissen, wo das Tier herkommt und es komplett verwerten. Kein neuer Gedanke, aber einer der sich heute mühsam einen Weg durch das Ernährungsbewusstsein einer schnelllebigen und konsumverwöhnten Gesellschaft bahnt.
Das Buch gewordene Wild Kitchen Project ist ein Jagdhorn, das zum Aufbruch bläst. Es zeigt Wege, bisweilen unbekannte. Wege zu außergewöhnlichen Genussmomenten. So wird das Muffelfilet zusammen mit einer Pilzpfanne gereicht, der Nutriarücken mit einem Kürbiskernpesto und das Waschbär-Gulasch kommt aus dem Feuertopf. Es wird Brot gebacken, Knoblauch frittiert und Kräuter und Waldbeeren werden zu Dipps und Desserts verarbeitet.
Der Weg ist das Ziel. Auch wenn dieser Satz arg abgenutzt ist, für dieses Projekt der Wilden Küche passt er. Dort, wo das Buch endet, geht es auf der Webseite weiter. Dort, wo das Umdenken anfängt, kann man es nicht mehr stoppen. Dort, wo man neue Wege gegangen ist, bleiben Spuren. Die Macher des Wild Kitchen Projects haben der Nose-to-tail-Bewegung eine neue Richtung gegeben, eine außergewöhnliche, eine sehr persönliche. Die Wege sind gespurt, ihnen zu folgen, vielleicht einen Schritt, zwei Schritte, mal schauen, mal ausprobieren, das bleibt nun jedem selbst überlassen. Ein Abenteuer. Die Einladung ist mit diesem Buch geschrieben.
Wild Kitchen Project
Jana Rogge | Stephan Berghaus (Hrsg.)
ISBN: 978-3-945294-13-0
Hardcover, Fadenheftung
Erschienen im Eckhaus Verlag
Das zweite Buch vom Wild Kitchen Project ist erschienen. Wir haben uns natürlich auch das genauer angeschaut: Wild Kitchen Project 2.0