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24 h mit den Flaming Pigs

Zwei Tage lang war die europäische BBQ-Elite zu Gast im beschaulichen Kurpark von Bad Bellingen. Stefanie Wördehoff und Michael Köpf, als Wettkampfteam unter dem Namen Dragon BBQ bekannt, hatten zum Black Forest Smoke & Wine Festival eingeladen. Sie organisierten diese KCBS-Competition nun zum zweiten Mal. Wie genau läuft so eine Competition eigentlich ab? Was machen die Teams da 24 Stunden lang in ihren Zelten? Was müssen die grillen? Worauf kommt es an? BBQ.LOVE wollte es genau wissen und hat sich 24 Stunden lang in eines dieser Zelte eingeladen. Gastgeber waren die fantastischen Flaming Pigs aus Schweden.

Flaming Pig BBQ

Die Flaming Pigs, das sind Jenny und Thomas aus Göteborg. Als Team sind sie seit 2010 unterweg, aber in der BBQ-Welt schon einige Jahre länger. Thomas stammt aus Bielefeld. Da aber bei so einer Competition der Wohnort das Land bestimmt für das man an den Start geht, gehen Jenny und Thomas für Schweden an den Start. Thomas erzählt, wie er mal einen Freund in den USA besucht hat und wie das mit dem BBQ seinen Anfang nahm. Besagter Freund sollte aushelfen bei einem BBQ-Wettbewerb und wie Freunde das halt so machen, war Thomas dann gleich mit dabei. Das Spektakel hat ihn fasziniert. Als er dann 1993 wieder in den USA war, war es geschehen: Learning by burning fing er an zu grillen. 2004 machte er einen Jurorenkurs bei der GBA, grillte zunächst WBQA-Wettbewerbe, dann KCBS-Wettbewerbe. Im vergangenen Jahr gewannen Jenny und Thomas das Tony Stone in Holland. Und sie sind eines der wenigen Teams, die auch Erfolge in den USA vorweisen können. Die Liste der Titel, die sie über die Jahre ergrillt haben, ist lang. Selbst die Kinder treten schon in die Fußstapfen der Eltern und gewinnen regelmäßig Wettbewerbe. Und auch hier in Bad Bellingen werden die Kids als Grand Champions vom Platz gehen. Jenny und Thomas sind seit neun Jahren für und mit Big Green Egg unterwegs. Inzwischen sind sie Genussbotschafter für ganz Europa. Mit ihrem Wildfire-Truck touren sie über den Kontinent. Sie geben Seminare, sind damit auf Messen und Events und nutzen den Wildfire-Truck auch bei ihren Barbecue Competitions.

Samstag, 22. Juli 2017

Im Kurpark Bad Bellingen haben die Competition-Teams ihre Zelte aufgebaut. Die Aussteller auf dem Gelände richten die letzten Produkte an ihren Ständen. Stefanie und Michael sieht man mit ihren Fahrrädern über den Platz sausen. Sie schauen hier, schauen dort, sagen kurz hallo und müssen weiter. Die Stimmung ist bestens.

12.00 Uhr

Ich betrete das Zelt der Flaming Pigs. Hier herrscht schon reges Treiben. Mein Erscheinen war natürlich angekündigt, aber ich begegne Jenny und Thomas und dem Rest der Family hier zum ersten Mal. Und irgendwie bin ich gleich mittendrin. Der Wildfire-Truck, bestückt mit Big Green Eggs in allen Größen, schaut beeindruckend aus. Dahinter die schwedische Flagge. Im Zelt wird das Fleisch getrimmt. Während Thomas mit dem Brisket beschäftigt ist, bringt Jenny die Ribs in Form. Dabei singt sie „99 Luftballons“. An der Schweineschulter, besser Boston Butt (Schulter mit Knochen und ein Teil des Nackens), wird der sogenannte Money Muscle separiert. Der Money Muscle heißt so, weil man damit Wettbewerbe und eben Preisgelder gewinnen kann, vorausgesetzt, man bereitet ihn richtig zu.

Samstag, 12.40 Uhr

Man sah sie zuvor schon über den Platz gehen, die Contest-Reps von der KCBS in ihren roten Hemden. Sie sind dafür zuständig, dass bei so einem Wettbewerb das Reglement eingehalten wird. Jetzt machen sie die sogenannte Meat Inspection. Sie schauen, ob mit dem Fleisch alles in Ordnung ist, ob die Zuschnitte stimmen und dass die Kühlung passt. Marianne und Mayko sind zwei von sechs KCBS-Reps in Europa. Natürlich kennt man sich, plaudert kurz. Und natürlich ist hier im Zelt alles in Ordnung. Gekennzeichnet wird das durch einen kleinen Aufkleber, der auf die Kühlbox geklebt wird. „Good luck“ heißt es noch, dann verschwinden die Reps wieder und setzen ihren Kontrollgang fort.

Samstag, 20.00 Uhr

Die Ribs werden gerubt. Sehr akribisch würzt Jenny die Rippchen von allen Seiten. Die Ribs stammen immer vom gleichen Lieferanten, erklärt Thomas. Bisher sind sie damit fast immer in den Top 5 gelandet. Vier Ribs werden vorbereitet, auch wenn man schließlich nur zwei braucht. Den Rub sollte man mit Vorsicht auftragen. „Deswegen macht Jenny das!“ Thomas weiß um Jennys Fähigkeiten und erklärt unterdessen, wie es weiter geht mit den Ribs. Einheitlich müssen sie sein und natürlich von vorne bis hinten richtig gegart. Eine Stunde im Rauch, anderthalb Stunden in Folie, nach drei Stunden glasieren und nach vier Stunden sind sie fertig. Aber weder Zeit noch Temperatur seien entscheidend, viel wichtiger sei, dass man sich auf seine Sinne verlässt.

Samstag, 20.21 Uhr

Die Ribs sind fertig vorbereitet. „Let’s go and drink some beer.“

Samstag, 22.00 Uhr

Bevor jetzt hier allerhand passiert, wird es Zeit, ein wichtiges Familienmitglied vorzustellen: Mojo. Mojo ist der ultimative BBQ-Hund. Er bewacht die gesamte Szenerie und weiß immer, wann es irgendwo was Leckeres für ihn gibt. Mojo spricht übrigens drei Sprachen: Schwedisch, Deutsch und Englisch. Mojo bewacht natürlich auch die Grills, die jetzt um diese Uhrzeit erste Rauchzeichen von sich geben. Jenny präpariert inzwischen das Hühnchenfleisch. Schon jetzt habe ich eine Ahnung, warum man das auch „devil’s meat“ nennt, aber erst am nächsten Tag werde ich Gewissheit haben. Niemals habe ich jemanden mit mehr Aufwand und Akribie Hühnchenfleisch zubereiten sehen. Das Fett von der Hühnchenhaut wird vorsichtig abgeschabt. Und man muss sehr genau Acht geben, damit die Haut dabei nicht verletzt wird. Während Jenny also mal wieder Fingerspitzengefühl beweist, mixt Thomas die Injektion für’s Pork. Das Hühnchen wird Jenny noch eine ganze Weile in Anspruch nehmen. In der Zwischenzeit wird das Pork gespritzt. Assistiert wird hier von Slow Joe, der eigentlich Joakim heißt, und längst ein wichtiger Teil des Flaming Pig-Teams ist. Anschließend wird das Pork gerubt.

Samstag, 22.52 Uhr

Das Big Green Egg XXL wird vorbereitet. Jenny hebt die schwere Platte aus dem Egg. Thomas kommentiert das liebevoll mit den Worten „That’s why I married you!“ und legt Holz ins Egg. Wenige Minuten später liegt das Pork auf dem Grill. Immer wieder stecken befreundete Teams ihre Köpfe ins Zelt, kredenzen ihre neuesten Grillkreationen, plaudern kurz, wünschen good luck und verschwinden dann wieder.

Samstag, 23.20 Uhr

Das Brisket wird injektiert und gerubt.

Samstag, 23.35 Uhr

Das Big Green Egg XL ist bereit und das Brisket wird aufgelegt. Die wichtigsten Dinge sind für diesen Samstag erledigt. In der Nacht werden die Grills natürlich ständig kontrolliert. Aber für ein paar Stunden heißt es jetzt Ruhe. Zumindest für mich. Ich gönne mir fünf Stunden Schlaf. Das mit der Ruhe haben nicht alle verstanden. Ein offenes Feuer auf dem Competition-Platz lädt so manch einen zu Musik und Gesang ein. Und während die Partypeople feuchtfröhlich in die Nacht feiern, ahnen sie noch nicht, was ihnen am frühen Morgen blühen wird.

Sonntag, 6.00 Uhr

Mit Kaffee, Brötchen und Croissants warten Michael und Klaus auf die Teams. Und die Partypeople der Nacht, die nebenan im Zelt schlummern, werden nun auf freundliche Art und Weise zum Kaffee eingeladen. Da es nicht leicht ist, Menschen, die die ganze Nacht gefeiert haben, aus ihren Träumen zu holen, werden Hilfsmittel in Form von zwei tragbaren Boxen herangeholt und direkt vor das Zelt gestellt. Ein Handy wird gezückt und schon lässt der beste Partysound das Zelt der Störenfriede und ganz Bellingen beben. Zum Kaffee sind sie nicht erschienen. Aber der hat nun einem Großteil der lachenden Competition-Teilnehmer noch viel besser geschmeckt.

Sonntag, 7.00 Uhr

Bei den Flaming Pigs wird das Fleisch kontrolliert. Das Brisket hat um diese Zeit 75 Grad. Das Pork hat 92 Grad. Aber noch lässt sich der Knochen nicht leicht lösen. Auch hier heißt es wieder, die Temperatur ist nur ein Richtwert. Erst, wenn der Knochen sich leicht aus dem Fleisch ziehen lässt, ist der gewünschte Garzustand erreicht. Für dem Temperaturcheck öffnen Jenny und Thomas die Alufolie, denn sonst kann es passieren, dass man mit der Thermometer-Nadel ein kleines Stückchen Alufolie ins Fleisch drückt. Entdecken die Juroren so etwas, heißt es Disqualifikation wegen „foreign object“. Die Money Muscles wurden um 6.00 Uhr abgetrennt und liegen jetzt in der Wärmebox. Sie müssen noch glasiert werden.

Sonntag, 7.50 Uhr

Die Ribs bekommen ihre Injektion. Jenny bereitet den Grill vor. Und mit einer kleinen Alufolien-Konstruktion werden die Ribs auf den Grill gebettet.

Sonntag, 8.10 Uhr

Plötzlich stecken zwei bekannte Gesichter ihre Köpfe ins Zelt. Die präsentieren eine übergroße Digitaluhr und rufen nur: „Time check!“ Jetzt heißt es Uhrenvergleich. Das Einhalten der Abgabezeiten ist wichtig. Ist man auch nur eine Sekunde zu spät, ist man für den zu spät abgegebenen Gang disqualifiziert. Und Jenny macht sich erneut an die Chicken. Über Nacht waren diese eingelegt. Nun werden sie wieder aus der Haut gewickelt und trocken getupft. Thomas schneidet die Haut auf die perfekte Größe und passt auf, dass alle Chicken ungefähr die gleiche Form und Größe haben. Die Chicken werden von innen gerubt, eingewickelt, mit Majonäse bestrichen und erneut gerubt. Das Ganze wurde übrigens auch noch in zweifacher Ausfertigung gemacht. Einmal für die Chicken ohne Knochen und einmal für die Chicken mit Knochen. Erst am Ende wird entschieden, welche Variante in die Box und damit zur Jury kommt.

Sonntag, 9.00 Uhr

Zeit für die Brisketwürfel, die sogenannten Burnt Ends. Die werden aus dem Point der Rinderbrust geschnitten.  Die sind schon jetzt supersaftig und zart. Mit einem magischen Sud übergossen, kommen sie aber noch mal auf den Grill. Immer wieder werden jetzt die Ribs, das Pork und das Brisket kontrolliert. Die Betriebsamkeit hier im Zelt hat eindeutig zugenommen.

Sonntag, 10.00 Uhr

Plötzlich ruft Thomas laut „Salat!“ Die sogenannte heiße Phase der Competition beginnt. Die Boxes, die anschließend der Jury vorgesetzt werden, werden nun vorbereitet. Nachdem ich bereits eine Lektion bekam, wie viel Zeit man mit der Zubereitung von Chicken zubringen kann, bekomme ich nun eine zweite Lektion darin, wie man Salat in eine Box legen kann. Da wird gezupft, gerupft, geordnet und arangiert, so lange bis alles aussieht wie englischer Rasen in Box. Okay, das hier ist kein Salat, sondern Petersilie, englische Rasenpetersilie in Box. Das Geheimnis, wie Thomas anschließend perfekte Mulden in seinen englischen Rasen drückt, wird nicht verraten. Er nutzt dazu allerdings etwas, was garantiert bei jedem Team am Stand vorhanden ist.

Sonntag, 10.30 Uhr

Der dritte Grill ist inzwischen auf Betriebstemperatur für die Chicken mit Knochen. Nach einer kurzen Butterdusche dürfen die in Ruhe garen. Dann geschehen viele Dinge gleichzeitig. Die Chicken ohne Knochen kommen aus der Kühlbox, werden erneut gerubt und kommen auf den Grill. Immer wieder der Blick auf die Uhr. Jenny kontrolliert die Ribs. Thomas kontrolliert die Temperatur der Chicken mit Knochen. Schnell noch einen Schluck Kaffee. Die Chicken ohne Knochen werden auf einen anderen Grill gelegt. Die Chicken mit Knochen werden erneut gebuttert. Zwischendrin immer wieder aufräumen und reinigen.

Sonntag, 10.50 Uhr

Thomas kontrolliert die Burnt Ends. Jenny zieht sich eine Jacke an. Zwei Minuten später zieht sie sie wieder aus. Kellen, Schere, Messer werden auf den sauberen Tisch gelegt. Der Blick auf die Uhr. Die Grills werden kontrolliert. Thomas kümmert sich um Saucen und kontrolliert wieder die Grills. Jenny zieht sich ein Jeanshemd an. Thomas ruft laut „Okay!“ Jenny checkt die Ribs. Thomas checkt die Chicken. Mittlerweile stehen Schaulustige vor dem Zelt. Der Platz draußen ist voll mit Neugierigen oder mit Hungrigen, die wissen, dass sie in den Zelten anschließend all das essen dürfen, was nicht der Jury vorgesetzt wurde.

Sonntag, 11.20 Uhr

Florian Knecht, Mr. Big Green Egg, kommt ins Zelt und fragt Thomas, ob alles okay ist, oder ob er in competition-mood sei. Thomas ist die Ruhe in Person. „Es läuft alles“, sagt er. „So lange ich nicht schreie und so lange Jenny nicht schreit.“

Sonntag, 11.24 Uhr

Die Chicken kommen in die Warmhaltebox. Thomas checkt die Ribs. Völlig unbeeindruckt von der Szenerie zeigt sich derweil Mojo. Der liegt auf seinem Platz und scheint zu denken: Weckt mich, wenn das Brisket fertig ist!

Sonntag, 11.40 Uhr

Beide Chicken-Versionen sind glasiert und wieder auf dem Grill. Jenny checkt die Ribs. Die Ribs kommen in die Warmhaltebox. Die Chicken mit Knochen werden angerichtet. Die Chicken ohne Knochen wurden nicht gewählt, weil sie ein bisschen mehr Rauch hatten als die anderen.

Sonntag, 11.51 Uhr

Die Chicken-Box wird geschlossen und Jenny macht sich damit auf den Weg zur Jury. Da der Kurpark von Bad Bellingen inzwischen gut besucht ist, kein leichter Gang. Doch sie und die Box kommen heile bei der Jury im Kurhaus an.

Sonntag, 12.07 Uhr

Die Ribs werden mit einem Riesenpinsel eingepinselt, oder gemoppt, wie der Fachmann sagt. Für kurze Zeit kommen sie noch einmal auf den Grill, dann heißt es: Box auf. Doch zuvor muss Jenny probieren. Sie ist die queen of flavour. Bevor der Deckel der Box zugemacht wird, wird noch einmal überall gezupft und gerichtet.

Sonntag, 12.22 Uhr

Deckel zu und Ribs to go! Jenny macht sich wieder auf durch die Menge.

Sonntag, 12.31 Uhr

Der Money Muscle wird glasiert und kommt noch einmal kurz auf den Grill. Das Pork wird nun gepulled. Mit gewohnter Akkuratesse werden Money Muscle und Pulled Pork in der Box angerichtet.

Sonntag, 12.57 Uhr

Box zu. Pork to go! Auf zum Endspurt. Die letzte der königlichen BBQ-Disziplinen gilt es noch zur Jury zu bringen. Bei jeder Competition gilt das Brisket als die größte der Herausforderungen. Mit einem scharfen Messer schneidet Thomas die Rinderbrust in gleichmäßige Scheiben. Immer wieder wird überprüft, ob die Qualität stimmt. Jenny probiert. Noch einmal kommen die Scheiben in die Sauce. Dann dürfen sie in die Box. Die Burnt Ends kommen zum Schluss dazu.

Sonntag, 13.28 Uhr

Alles perfekt. Two minutes to go. Box zu und Jenny macht sich auf den Weg.

Time over

Das waren meine mehr als 24 Stunden mit den Flaming Pigs. Nun wird die Jury alles nach Aussehen, Geschmack und Zartheit bewerten. Der Geschmack zählt bei der Bewertung immer doppelt. Ich bin sehr beeindruckt mit wie viel Ruhe, Gelassenheit und guter Laune die Flaming Pigs die Königsdisziplinen des Barbecue gemeistert haben. Ich verlasse das Zelt von Jenny und Thomas mit der Gewissheit: Ein bisschen verrückt sind sie schon. Herrlich BBQ-verrückt. Es war mir ein großes Vergnügen und ich sage DANKE, dass ich dabei sein durfte.

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