Grillratgeber
Fleisch zurechtschneiden, Salat zerkleinern, Gemüse stiften. Beim Grillen wird geschnippelt, gewürzt und mariniert, was das Zeug hält. Wichtigstes Werkzeug: die Hände. Dass die dabei mit so allerlei in Kontakt kommen, stört meist nicht. Grillen findet ja allzu oft im Familien- und Freundeskreis statt. Das Infektionsschutzgesetzt ist da in der Regel kein Thema.
Außerhalb dieses engen Rahmens wird es aber schnell kritisch mit der Sorglosigkeit. Denn Hygiene ist uns bei unserer Nahrung besonders wichtig. Das sprichwörtliche Haar in der Suppe ist da tatsächlich das geringere Übel, denn die wirkliche Gefahr geht von unsichtbaren Erregern aus.
Meist unerkannt und trotzdem immer dabei: Bakterien, Viren und Keime. Fleisch, Milchprodukte und Gemüse bieten ihnen den perfekten Nährboden. Und die Wärme, die in und um den Grill entsteht, wirkt wie ein Beschleuniger. Erst ab einer Temperatur von über 70 Grad sterben die meisten Erreger ab. Deswegen ist auch oft zu lesen, dass Fleisch durcherhitzt werden soll. Dann bist Du zwar in Sachen Keime auf der sicheren Seite, aber geschmacklich kannst Du dann auch gleich zum Butterbrot greifen. Des Grillfreunds optimale Kerntemperatur für ein ordentliches Steak liegt zwischen 52 und 56 Grad. Eine Temperatur bei der Erreger nicht abgetötet werden. Auch deswegen ist beim Fleischkauf unbedingt auf beste Qualität zu achten.
Viele Erreger sind zwar harmlos und haben keine Chance gegen ein gesundes Immunsystem. Doch einige sind wirklich gefährlich. Insbesondere Kinder, ältere Menschen oder geschwächte Personen sind einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, sich Magen-Darm-Erkrankungen einzufangen, die auch schwerwiegend verlaufen können. Dabei ist es relativ leicht, eine hygienische Essenszubereitung zu gewährleisten. Wenn Du Dich an die folgenden fünf Regeln hältst, kann eigentlich nichts schief gehen.
Wasser und Seife sind erwiesenermaßen das Beste, was du gegen Bakterien tun kannst. Gründliches und vor allem regelmäßiges Waschen reduziert die Anzahl der Erreger beträchtlich. Deshalb ist es wichtig, sich nicht nur vor dem Zubereiten, sondern auch zwischen den einzelnen Arbeitsschritten Zeit zu nehmen und die Hände gründlich zu reinigen.
Dabei ist es gar nicht unbedingt nötig, dass du Zusatzmittel zur Desinfektion verwendest. Lauwarmes Wasser und eine PH-neutrale Seife reichen vollkommen aus. Achte aber darauf, dass auch die Räume zwischen den Fingern sowie die Fingernägel sauber sind. Die Stellen werden gerne übersehen und Bakterien fühlen sich an diesen Orten besonders wohl.
Wenn Du nicht weißt, wie lange Du deine Hände waschen sollst: Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt 20 Sekunden als Richtwert. Das entspricht in etwa der Zeit, die Du brauchst, um zweimal das Lied „Happy Birthday“ vor Dich hinzusummen.
Die Reinigung des Grillrostes ist nicht gerade die Lieblingsaufgabe der meisten Griller. Brennt sich ja fest, wird schon nichts mit sein. Doch auch, wenn sich die Zahl der Bakterien durch die Hitze tatsächlich reduziert, weg sind sie deshalb noch lang nicht. Sie finden in den angebrannten Resten neuen Nährboden und verbreiten sich. Bis zum nächsten Anfeuern haben sich wieder stattliche Kolonien versammelt und die freuen sich über das neu aufgelegte Grillgut. Du solltest daher nicht nur direkt nach dem Grillen, sondern auch vor dem Grillen, den Grill richtig hochheizen, den Deckel schließen, und mindestens zehn Minuten lang den Grill ausbrennen. Danach den Grillrost mit einer Grillbürste reinigen.
Und schlußendlich geht nichts über eine gründliche Grillreinigung. Am einfachsten machst du es Dir, wenn du den verschmutzten Rost über Nacht in Wasser einweichst. Dann lassen sich am nächsten Tag die meisten Reste mit einem Schwamm und etwas Spülmittel entfernen. Was dann noch hartnäckig Widerstand leistet, wird mit einer Drahtbürste bearbeitet. Unser Ratgeber zur Grillrostreinigung verrät Dir mehr.
Für die Hygiene besonders wichtig ist, dass Du Lebensmittel getrennt zubereitest. Geflügel und auch Hack sind oft mit Keimen belastet, die erst absterben, wenn die Lebensmittel erhitzt werden. Insbesondere zwischen Fleisch und allem, was roh verzehrt werden kann, wie beispielsweise Gemüse oder Salat, ist auf eine strikte Trennung zu achten, um eine Kreuzkontamination zu vermeiden.
Deshalb müssen sowohl das Messer als auch das Schneidebrett getauscht werden, wenn von Fleisch zu Gemüse gewechselt wird. Auch der Teller, auf dem das rohe Fleisch lag, sollte direkt in die Spüle wandern. Denn der Saft enthält zahllose Keime, die sich dort wohl fühlen. Ebenso verhält es sich mit der Marinade. Überschüssige Marinade, in der das Fleisch bereits gelegen hat, solltest Du entsorgen.
Auch wenn sie aus irgendwelchen ominösen Gründen voll im Trend liegen – Überzieher aus Latex oder ähnlichen Stoffen führen nicht dazu, dass das Grillen sauberer wird. Wenn du immer noch Zange, Teller, Soßen, Fleisch und Gemüse damit anfasst, verteilen sich die Bakterien ebenso munter auf dem ganzen Essen, wie ohne Handschuhe.
Die Lösung: Handschuhe regelmäßig waschen oder permanent wechseln. Ist beides denkbar sinnlos. Entweder du produzierst Unmengen an Müll oder du hast genau dieselbe Arbeit, wie ohne Handschuhe. Also weg damit und lieber darauf achten, dass die Hände sauber sind und auch bleiben.
Je mehr Wärme, desto mehr Bakterien. Und die kleinen Dinger sind unfassbar fix in der Vermehrung. Achte deshalb streng darauf, dass Fleisch, Gemüse und auch alle Milchprodukte möglichst lange gekühlt werden und am besten auch sonst im Schatten stehen. Das beugt der Vermehrung effizient vor.
Hygiene beim Grillen wird noch viel zu oft stiefmütterlich behandelt. Die meisten wollen sich mit dem Thema nicht auseinandersetzen. Wenn bisher nichts passiert ist, wird schon auch weiterhin alles gut gehen. Nicht selten werden Argumente, wie „In anderen Ländern ist alles noch viel schlimmer.“ oder „Früher haben die Menschen ja auch überlebt.“ hervorgebracht. Stimmt zwar beides, ist aber nur die halbe Wahrheit. Wohl dem, der noch nie im Urlaub von Montezumas Rache (Magen-Darm-Infekt auf Reisen) heimgesucht wurde. Unsere hygienegewohnten Imunsysteme reagieren meist sofort auf fremde Keimwelten. In Deutschland werden laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jährlich mehr als 100.000 Lebensmittelinfektionen gemeldet. Wie viele ungemeldet bleiben, ist ungewiss. Salmonellen, Noroviren, Campylobachter und Kolibakterien sind die häufigsten Auslöser. Und wer mit der Welt von früher argumentiert, verkennt die Tatsache, dass die Erreger höchst entwicklungsfreudig und anpassungsfähig sind. So entwickeln zahlreiche Bakterien heute Resistenzen gegen Wirkstoffe (Antibiotika), mit denen sie früher noch erfolgreich bekämpft werden konnten.
Sauberkeit beim Grillen sollte daher nicht als Herausforderung begriffen werden, sondern als Pflichtübung.