Manchmal haben wir Ostwestfalen zur richtigen Zeit die richtige Idee. Das kommt nicht allzu häufig vor, wir überlegen halt gern etwas länger. Aber wenn wir dann mal überlegt haben, dann muss man unbedingt mit uns rechnen.
Gibt es ja gar nicht
Von dem Erfolg reden wir meist noch Jahre später, also auch dann, wenn gar keiner mehr weiß, wo von wir eigentlich reden. Was dann wieder genau dem Bild entspricht, was der Rest Deutschlands von den Ostwestfalen eh hat. Das konnte man sehr treffend beobachten, als der SC Paderborn seinerzeit in die Bundesliga aufgestiegen ist und für Sekunden ganz oben in der Tabelle zu finden war. Hier in Ostwestfalen ist dieses Sekundenereignis noch Tagesgespräch und der Rest der Welt hat mal wieder keine Ahnung, dass es Paderborn überhaupt gibt. Aber Städte, die es gar nicht gibt, lokalisiert man ja gerne in Ostwestfalen.
Wunschdenken
Und jetzt taucht da plötzlich dieses Rietberg auf. Okay, Rietberg muss man auch nicht wirklich kennen. Selbst ich, die ich nur dreißig Kilometer entfernt wohne, kenne Rietberg nur dem Namen nach. Vielleicht bin ich aber auch nicht mehr ganz so typisch ostwestfälisch. Ich gestehe: Das ist mehr Wunschdenken, als Realität, aber immerhin habe ich fast zwanzig Jahre in Mainz und Umgebung gelebt. Dort lacht man tatsächlich auf offener Straße. Für den Ostwestfalen undenkbar.
Regen ist auch Sonnenschein
Nun also Rietberg. Da ist gerade Winter. Nichts Besonderes, ist ja Januar. Und selbst in Ostwestfalen gibt es Jahreszeiten, auch wenn Besucher gerne behaupten, in Ostwestfalen gibt es nur Regenzeit. Das liegt aber lediglich daran, dass Bewohner anderer Landstriche nicht der differenzierten Wetterbetrachtung fähig sind. Der Ostwestfale hingegen weiß, dass auch Sonnenschein manchmal nass sein kann. Was andere längst Regen nennen, ist für den Ostwestfalen nur nasser Sonnenschein.
Einmal in diesem noch recht kurzen Jahr schien allerdings in Ostwestfalen tatsächlich schon die nichtnasse Sonne. Das war in Rietberg. Dort hat man am zweiten Wochenende des Jahres 2018 für manch einen vielleicht etwas sehr Ungewöhnliches veranstaltet: Man hat einen alten Landesgartenschaupark hergenommen, jede Menge Fleisch- und Grillexperten eingeladen, ganz viele Grills angeschmissen und zum 1. Rietberger Wintergrillen eingeladen.
Wintergrillen – ganz normal
Die im wahrsten Sinne des Wortes eingefleischten Griller werden jetzt ausrufen „Wintergrillen – ganz normal!“. Ja, ja, das sagen sie alle. Grillsaison endet am 31. Dezember und beginnt am 1. Januar. Sprüche können sie gut. Für die meisten ist das Wintergrillen allerdings nur ne Ausrede, den Grill im Winter nicht wegräumen zu müssen. Der Ostwestfale macht das auch, braucht allerdings dafür keine Ausrede. Er steht zu seiner Trägheit. Außerdem: Was andere Winter nennen, also kalt und nass, hat er sowieso das ganze Jahr. Würde er sein Grillvergnügen allein auf Tage mit Sonnenschein beschränken, käme er genau zwei Tage pro Jahr an den Grill.
Die Herausforderung, vor der die Veranstalter des Rietberger Wintergrillens standen, war nun die, Menschen außerhalb Ostwestfalens dazu zu bewegen, nach Rietberg zu kommen, um zu grillen. Echte Wintergriller also. Und genau der kam auch.
Ostwestfälische Genüsse
Tom Heinzle, Wintergrillpionier aus Österreich, fand den Weg von Vorarlberg nach Ostwestfalen und zeigte den Bewohnern dieses unterschätzten Landstriches, wie man ein Fünf-Gänge-Menü mit dem Big Green Egg kreiert. Das Wunderbare daran war: Der Grillmeister Heinzle grillte vor und seine Gästeschar grillte nach. Genügend Grillgeräte standen bereit. Wer die Essgewohnheiten der Ostwestfalen kennt, erkennt auch sofort die Meisterleistung, die hier vollbracht wurde. Es waren nicht allein die Grillkreationen eines Tom Heinzle, die sind immer meisterlich, es war vor allen Dingen die Tatsache, dass hier eine Schar Ostwestfalen sich selber fünf Gänge grillte. Der gemeine Ostwestfale isst nie fünf Gänge. Der kann vielleicht fünf Gänge trinken, aber doch nicht essen. Das ist keine Frage der Menge, der Ostwestfale ist zweifelsohne ein guter Esser, aber er ist kein Feinschmecker. Da er unfähig ist, Wein zu trinken und genauso unfähig ist, Smalltalk zu halten, ist er auch unfähig, die Zeit zwischen zwei Gängen zu überbrücken. Es sei denn, und das wird hier die Lösung gewesen sein, er darf arbeiten, in diesem Fall grillen. Also grillte er mit Tom Heinzle. Auf dem Speiseplan standen dann auch Sachen, mit denen man einen Ostwestfalen durchaus locken kann. Normalerweise rümpft er ja erst einmal die Nase, bei allem was über Lappenpickert und Knisterfinken hinausgeht. Doch wenn es heißt, Lebkuchen im Speckmantel, Schwein im Nussmantel und Chorizo-Wirsing, dann, ja dann kann auch ein Ostwestfale zeigen, dass er des Genießens fähig ist.
Automatisch freundlich
Auf dem sonnendurchfluteten Nordgelänge des Rietberger Landesgartenschauparks tummelten sich laut Angaben des freundlichen Kartenautomaten am Eingang fast 5.000 Leute. Und die ließen sich an zwei Tagen allerhand gegrillte Köstlichkeiten schmecken. Verantwortlich dafür zeigten sich unter anderen die heimischen Fleischereien Rau und Voss. André Rau, Juniorchef der
Landfleischerei Rau, zeigte bei seiner Live-Zerlegung eines Rinder-Bauchlappens, wo des Grillers liebste Cuts zu finden sind. Und am Stand von
Michael Voss erfuhren Neugierige, wie das mit dem Low & Slow am Pelletsmoker funktioniert. Noch mehr Fleisch gab es bei den extra aus Singen angereisten Herren von Büffel-Bill. Am Stand von
Beefer ging es mit 800 Grad Oberhitze verdammt heiß her. Und was es nun mit dem
Big Green Egg genau auf sich hat, erklärten Jenny und Thomas am legendären Wildfire Truck. Beim Showgrillen demonstrierten die beiden die Besonderheiten des Kamadogrillens und verrieten auch mir, wie ich endlich passende Grillhandschuhe an meine Mädchenfinger kriege.
Ostwestfälischer Lifestyle
Die Stimmung war an beiden Tagen dieses Rietberger Wintergrillens bestens. Die Ostwestfalen taten, was sie nur selten tun, sie lachten und hatten jede Menge Spaß. Bedanken wir uns also bei den Veranstaltern: dem Gartenschaupark Rietberg, der Stadt Rietberg und allen voran Martin Strunz von
1643 Lifestyle-Wirtshaus in Rietberg. Und natürlich sagen wir Danke all denen, die den Weg nach Ostwestfalen gefunden haben und mit uns gegrillt, gesmokt, gezapft, gekocht und gezaubert haben. Manchmal haben wir Ostwestfalen einfach zur richtigen Zeit die richtige Idee.
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