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Gelesen: „Der große Glander“: Er kam einfach nicht zum Barbecue.

Der Protagonist. Ein Großer.

Was ist von so einem Menschen zu halten? Bekommt eine Einladung zum Barbecue und erscheint nicht. Keine Entschuldigung. Vorher nicht. Nachher nicht. Er bleibt verschwunden. Zwölf lange Jahre. Der Mensch heißt Gustav Glander, Protagonist und titelgebende Figur in Stevan Pauls neuestem und erstem Roman „Der große Glander.“

Duftender Speck. Ein Willkommen.

Bei seiner Geburt schwört die Mutter den Vater später umzubringen. Sie wird es nicht tun. Stattdessen weist sie ihn an, Spiegeleier mit Speck zu braten. Es werden die ersten Düfte sein, die der neugeborene Gustav Glander von der Welt wahrnimmt. Und es werden viele weitere folgen. Denn die Zubereitung von Essen wird zum Hauptthema seines Lebens und ist Leitthema des Romans.

New York. Die fremde Stadt.

Gustav wird Künstler. In den 90er Jahren verlässt er den Hof seines Vaters, das Sägewerk, seine Mutter, seine Frau und reist nach New York. Als gefeierter Star der „Eat-Art-Bewegung“ verdient er viel Geld mit seinen Bildern. Nicht zuletzt mit Unterstützung seines Galeristen Feininger. Doch Gustav traut seiner eigenen Kunst nicht, findet sie nicht echt, nicht ehrlich, erkennt die Größe darin nicht. Das New Yorker Leben, die ständigen Vernissagen, die Galerien, die Kunstexperten, all das wird ihm stets fremd bleiben. „Okay, let’s meet on Sunday for a good barbecue.“ Das sind die letzten Worte Feiningers, die der junge Künstler in New York vernimmt, bevor er sich ins Flugzeug setzt und zwölf Jahre lang unentdeckt bleiben wird.
Autor Stevan Paul
Autor Stevan Paul

Der Journalist. Ein Suchender.

Gerd Mönninghaus ist Kunstkritiker und Redakteur der Zeitschrift KunstStücke. Er macht sich auf die Suche nach Gustav Glander und trifft dabei all die Menschen, die das Leben des schweigsamen deutschen Künstlers begleitet haben. Jede Person, jede kleine Episode fügt sich schließlich zu einem großen Ganzen zusammen. Wie bei einem guten Essen, wo jeder Gang, jede Speise, jeder Duft und jedes Aroma ein gelungenes Menü ergeben.

Der Roman. Ein Statement.

Auf dem Klappentext des Buches ist zu lesen, dass der Autor, Stevan Paul, in diesem, seinem ersten Roman, der Frage nachgehe, was Essen zur Kunst macht. Das tut er nicht wirklich. Tatsächlich zweifelt er nicht mit einer einzigen Silbe daran, dass Essen Kunst ist. Nicht durch den Galeristen Feininger, der aussagte: „Wer kocht, erschafft etwas, etwas Neues, wer kocht, schafft ein Statement. Essen ist persönlicher als Sex. Es verändert unseren Körper, es beeinflusst Gesundheit und Denken.“ Auch nicht durch Restaurantchef Lugge, der die gesamte Kunst des Koches an einem kleinen Tomatenwürfel erklärt. Und auch nicht durch Glander selbst, für den jeder Teller zur Leinwand wird, auf denen abstrakte Kompositionen entstehen, die jedem Gast mehr Genuss als jede Kunstausstellung bieten. Nein, die Frage, was Essen zur Kunst macht, wird nicht gestellt. Dieser Roman ist ein Statement: Essen ist Kunst.

Das Menü. Ein Selfie mit Sauce.

Stevan Paul ist gelernter Koch und bereitet seinen Gästen hier ein leicht verdauliches und höchst unterhaltsames Menü zu. Die wichtigste aller Zutaten dabei ist stets der Humor. Und Musik ist das Gemüse. Wer je die Handschrift großer Sterneköche zu lesen vermochte, der weiß, dass ein Menü niemals nur ein Menü ist. Ein einzelnes Menü ist gespickt mit Anspielungen, mit Zitaten, mit Hommagen, oder eben mit Musik. Man könnte fast tanzen durch diesen Roman. Entweder wird man davon durchs Essen abgehalten oder durchs Lachen. Seinen humoristischen Grundton verliert Stevan Paul an keiner Stelle des 285 Seiten starken Romans. Und mitunter überkommt ihn die Allmacht des auktorialen Erzählers derart, dass Kulinarikverächter oder Low-Fat-Müsli-Produzenten in einem Nebensatz einen Herzinfarkt erleiden und beim Waldlauf tot umfallen. Und Selfies werden nicht mit Prominenten gemacht, sondern mit Sauce. Derartige Humoresken sind das Salz, mit dem dieser Roman abgeschmeckt ist.

Die Botschaft. Ein Genuss.

Und das Barbecue? Na, das hat der große Glander verpasst. Am Ende des Romans gibt es immerhin einen neu erfundenen Burger mit Ajvar, Krautsalat, Cevapcici, roten Zwiebeln und Fetakäse und der wunderbarsten aller Aufforderungen: „Probieren. Glücklich sein.“
Probieren. Glücklich sein. Das ist die Essenz dieses Romans, der daherkommt wie eine Consommé, wie eine klare Botschaft. Genießt das Essen, die Liebe, das Leben. Man könnte mit einem Buch wie „Der große Glander“ anfangen. – bbqlove.de
Stevan Paul: Der große Glander. Roman. Erschienen im Mairisch Verlag, 2016. ISBN 978-3-938539-40-8

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