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Die Albers Excellence 2017: Ein Staubericht

Albers ist ein kleiner Gemischtwarenhandel am Düsseldorfer Großmarkt, der auch ein paar Fleischwaren anbietet. Albers ist ein Gourmetfleisch-Importeur, der mit den besten Züchtern der Welt zusammen arbeitet und Spitzengastronomen in ganz Europa beliefert. Zwischen diesen beiden Wahrheiten liegen fünf Jahrzehnte und eine bemerkenswerte Erfolgs- und Firmengeschichte. Kompromisslosigkeit in allen Fragen der Qualität und die stetige Suche nach neuen Waren für die Kunden kennzeichnen bis heute das Wirken der Albers GmbH aus Düsseldorf. Alle zwei Jahren lädt das Unternehmen Züchter, Gastronomen und Fleischliebhaber zur „Albers Excellence from farm to table“ in die DesignPost nach Köln ein. Excellence heißt diese Veranstaltung nicht grundlos, geht es doch hier ausschließlich um Spitzenleistungen, sei es bei der Rinderzucht, bei der Fleischzubereitung oder eben wie bei der Albers GmbH, um das Schaffen einer Schnittstelle für den Weg from farm to table. Die Einladung zur Excellence erfolgte für den 9. Oktober 2017. Ich habe mich auf den Weg gemacht. Ob ich angekommen bin, erfahrt Ihr hier:

Masterclass I: Beef Value Cuts

10:30 – 11:15 Uhr Gegen 8 Uhr bin ich gestartet. Wenn alles rund läuft auf dem Weg nach Köln, erreiche ich in zwei Stunden mein Ziel. Da aber in und um Köln nie irgendwas rund läuft, stand ich 30 Kilometer vor Köln im Stau. Diese erste der Masterclasses sollen die Herren Richard Schrunk, Rinderzüchter aus Nebraska, Dr. Chris Calkins, US-Experte für Rindfleisch und besser bekannt als Prof. Beef, und Guiseppe Messina, Koch und BBQ-Experte, bestritten haben. Gerne würde ich berichten, aber ich stand im Stau. Rheinbrücke bei Leverkusen mal wieder gesperrt. Man habe eine Fliegerbombe, die nur eine Eisenstange war, gefunden. Umleitungen alle dicht. Auf der Düsseldorfer Autobahn irgendein Lebensüberdrüssiger. Vollsperrung. Die A3 von Frankfurt kommend – Stau. Zufahrten vom Flughaben, vom Bahnhof, alles dicht. Es ist schließlich Anuga, weltgrößte Ernährungsmesse, in Köln. Hatte ich schon erwähnt, dass der Kölner Stadttunnel gesperrt war? Baustelle seit Jahren. Wie ganz Köln. Kurzum: In und um Köln lag der Verkehr komplett lahm.

Masterclass II: It’s Black Angus Magic

12:15  – 13:00 Uhr Alles über die legendären Black Angus-Rinder haben dann wohl der australische Rinderzüchter David Warmoll und Sternekoch Eric Menchon den Zuhörer in der Designpost näher gebracht. Gerne würde ich berichten, aber ich stand im Stau. Gegen 13 Uhr, als die Herren mögen fertig gewesen sein, konnte ich allerdings die Lanxess-Arena schon fast anfassen. Ich stand direkt davor. Im Stau. Luftlinie war ich nur noch 700 Meter von der Designpost entfernt, doch Luftlinien sind eben Luftlinien. Ich brauchte für diese 700 Meter tatsächlich nur knapp 30 Minuten und stand endlich um 13:30 Uhr vor der Designpost. Allerdings stand ich dort mit Auto. Das musste ich nun noch irgendwie loswerden. Das Parkhaus hinter der Designpost war, wie sollte auch anders sein, voll. Die Autos parkten schon auf der Parkhaus-Einfahrt. Der Schotter-Parkplatz hinter der Designpost war bewacht von zwei seltsamen Gestalten, die sich an das Tor, auf dem ein Schild mit der Aufschrift „10 Euro“ prangte, klammerten. Hinein ließen sie niemanden mehr. Ich bog in eine Seitenstraße und fragte zwei Politessen, ob sie denn noch eine Idee hätten, wo man parken könne. Sie lächelten mitleidig und schickten mich gottweißwohin. Die Designpost liegt, zur Info für glückliche Menschen, denen Köln bisher erspart geblieben ist, direkt gegenüber des Messegeländes. Eigentlich ein Katzensprung, aber in Köln können selbst Katzen nicht springen. Da ich mich in weiser Voraussicht für die Anuga akkreditiert hatte, war ich in Besitz eines Tickets für den Presseparkplatz der Messe. Gefühlt führte der Weg dorthin jedoch über Wuppertal. Die ersten Parkplatzwächter ließen mich noch durch, der zweite Posten meinte jedoch, da sei alles belegt, da brauche ich gar nicht hochfahren. Ich log, da oben würde jemand auf mich warten und wenn ich keinen Parkplatz fände, könne ich ja wieder runter fahren. Freie Fahrt also zum restlos überfüllten Presseparkplatz. Nach zwei Runden winkte ich einen Parkplatzwächter heran und bat um Hilfe. Er möge mir doch mal bitte einen Parkplatz organisieren. Er sah die pure Verzweiflung in meinen Augen und sagte nur, fahren Sie mal hinter mir her. Ich bin in meinem Leben noch nie so gerne einem Mann gefolgt. Er hatte einen Parkplatz für mich! Unfassbar. Nach fünf Stunden im Auto konnte ich endlich aussteigen.

Masterclass III: Schwein der unbegrenzten Möglichkeiten

14:00  – 14.45 Uhr Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass wohl jetzt auf der Bühne der Designpost das Schwein zusammen mit Rocío Jiménez, Ibericozüchterin aus Spanien, und Spitzenkoch Stefan Glantschnig, die Hauptrolle spielen würde. Ich würde gerne berichten, vor mir lag allerdings noch die Aufgabe, den Weg vom hochgelegenen Presseparkdeck der Kölner Messe zur Designpost zu finden. Dummerweise entschloss ich mich, den Weg durch die Messehallen zu nehmen. Nach einigen hundert Treppen und endlosen Fluren hatte ich die Orientierung verloren. Und außerdem hatte ich Hunger. Hungrig auf der Anuga. Das schaffe auch nur ich. Ich fragte einen der offiziell ausschauenden Herren nach dem Haupteingang. Von dort kannte ich den Weg. Der führte nämlich nur über die Straße. Zu dem Zeitpunkt war ich mir allerdings nicht mehr ganz sicher, ob ich noch alleine über die Straße käme. Mit der Nachfrage „Welchen Haupteingang?“ hätte ich allerdings auch nicht gerechnet. „Na, den Haupteingang, der direkt gegenüber der Designpost liegt, da muss ich nämlich hin.“ „Designpost? Wo ist das denn? Hab ich noch nie gehört.“ Keine Ahnung, warum in Köln so viele Volldeppen rumlaufen. Und warum immer ich an genau die gerate. Ich fand den Haupteingang schließlich alleine. Die Straße zwischen Messe und Designpost ist übrigens keine kleine und außerdem fahren dort Straßenbahnen. Dem Herrgott sei gedankt, dass ich im Gegensatz zu den Kölner Katzen noch leidlich springen kann. Noch wenige Schritte dann stand ich vor der Designpost. Kennt Ihr das Gefühl, irgendwo anzukommen und es fühlt sich gar nicht an wie ein Zieleinlauf? Ich hatte eine stundenlange Tortur hinter mir, ich hatte Hunger, ich hatte Durst und jetzt so viele Leute vor mir. Ich war definitiv schon fertig mit diesem Tag. Erste Hilfe leisteten ein Espresso, ein Himbär und ein Schinken. Beim Programm war man wohl auch etwas in Verzug, so dass es mir noch gelang, ein paar Blicke auf die zauberhafte Rocío Jimenez, auf Ferran Mila und Stefan Glantschnig zu werfen. Der Familienname Jimenez steht für Iberico-Genuss pur. Diesen Genuss bereitet Küchenchef Stefan Glantschnig den neugierigen Zuhörern zu.

Draußen wurde gegrillt

Zur Freude aller natürlich. Und diese alle standen dann auch schön brav in einer Schlange an. Ich habe eine übrigens eine Schlangenphobie. Mich anzustellen bedeutet Pein. Erst recht, wenn es irgendwo was umsonst gibt. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mit der Gewissheit „Im Leben gibt es nichts umsonst, Du musst für alles früher oder später bezahlen.“ aufgewachsen bin. Die Angst davor, unbeglichene Rechnungen in meinem Leben anzuhäufen, hält mich also stets davon ab, mich irgendwo anzustellen, wo es was umsonst gibt. Zuweilen bin ich aber durchaus in der Lage, Ängste zu überwinden, zum Beispiel dann, wenn der Hunger sehr groß ist. Ich stellte mich also an. Egal, welche Rechnung diese beide Herren auch noch für mich bereithalten sollten. Es schmeckte vorzüglich.

Die Wilden waren auch da

Bekannt durch Film, Funk und Terracottafliesen: The one and only Otto Wilde Grillers.

Lebensgeister

Die wahren Lebensgeister bei solchen Events sind ja die Menschen, die man trifft.

Masterclass IV: Trockenreifung, Zerlegung und Garung

15:45 – 16:30 Uhr Manch einer mag sich längst fragen, ob sie denn noch einmal ankommt. Ankommt beim Gipfeltreffen der internationalen Gourmetfleischszene, wo man sie trifft, die besten Züchter der Welt, die namhaftesten Fleischexperten und die Spitzenköche. Ja, jetzt war ich da. Und meine Favoriten auf der Bühne: Rinderzüchter Jonathan Forbes, Metzgerlegende Allan Morris und Sternekoch Joachim Kaiser. Allan Morris, gelernter Metzger, ist heute der führende Experte für Fleischreifung im irischen Hause John Stone, dort, auf der grünen Insel, wo die Wiesen satt und das Klima mild ist, dort, wo sich die Rinderherden ganz natürlich ernähren können. Und wenn dann jemand wie Allan Morris die Reifung und Veredelung dieses Fleisches in die Hand nimmt, dann freuen sich die Spitzenköche rund um den Globus. Einer dieser Spitzenköche ist Joachim Kaiser. Nun könnte man sagen, er kocht in einem Wirtshaus, und wahrscheinlich würde er es genau so stehenlassen. Sollen sie ruhig kommen, die Wirtshausbesucher, sie werden schon satt werden. Joachim Kaiser ist einer, dem man endlos zuhören kann. Wenn er erzählt über sein Gastrokonzept, das ganz wesentlich auf Bodenständigkeit und Nähe zum Gast gründet, wenn er erzählt, wie er Fleisch zubereitet, wie er Lebensmittel behandelt, worauf es ihm ankommt beim Kochen. Er, der Autodidakt unter den Sterneköchen, der Gusto-Koch des Jahres, sucht stets die Nähe zu den Erzeugern und zu seinen Gästen sowieso.

Masterclass V: Kampf der Titanen. Kobe beef vs. Weltmeistersteak

17:30 – 18:15 Uhr Das Finale. Es wird voll auf der kleinen Bühne, auf der sich nun die Steakkönige der Welt tummeln. Er gilt als der beste Kobe-Züchter Japans: Kyukoh Tanaka. Er gilt als der beste japanische Koch in Deutschland: Yoshi Nagaya. Bringt man die beiden zusammen, entstehen faszinierende Geschmackserlebnisse. Ein Kampf wird es nicht werden, wenn nun auch noch die Röstaromen des mehrfach zum besten Steak der Welt gekürte Wagyu-Angus-Cross in die Halle steigen. Getragen von gegenseitigem Respekt begegnen sich die Steak-Titanen hier. Patrick Warmoll stammt aus einer australischen Rancherfamilie, die bereits Anfang der 90er Jahre Wagyu-Rinder mit ihren Black Angus-Rindern kreuzte, und damit neue Maßstäbe im Premiumfleischsegment setzte. Die mehrfache Auszeichnung zum besten Steak der Welt würdigt die Arbeit und macht das Fleisch aus dem Hause Jack’s Creek (der Name der Warmoll-Ranch) zur weltweit gefeierten Delikatesse. Zubereitet wird es hier von Serkan Güzellcoban, schwäbischer Sternekoch, und Michael Böhnke, Küchenchef des Berliner Grill Royal. Entschädigt für die Strapazen des Vormittages fange ich an, Köln ein bisschen zu mögen. Denn wer sinnliches Erleben und schönste Genussmomente schafft, an den erinnert man sich gerne. Beim nächsten Mal reise ich vielleicht einfach einen Tag vorher an. Ein ganz besonderes Dankeschön an diese drei Damen vom Empfang. Mehr Freundlichkeit und Aufmerksamkeit geht nicht. Ob es Kölnerinnen sind? Oder ob das Düsseldorfer Unternehmen Albers sie nur kurzfristig in die Stadt geschleust hat?

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